Sonntag, 20. Dezember 2009

1. Tag pre OP - 5. post OP

Hallo zusammen,

wir schreiben den 5. Tag post OP und ich bin endlich soweit bei Kräften, dass ich mich mal für "kurze" Zeit an mein Netbook setzen kann.

Da ich nicht lange sitzen kann werde ich die letzte Woche mal kurz zusammenfassen:

So. 13.12.09 - Fahrt nach Neustadt /Holstein
Nach 6,5h Autofahrt in einem mehr als voll bepackten und besetzen Auto (meine Eltern waren noch dabei) hatten wir Neustadt erreicht. Nach dem Bezug der FeWo waren wir nur noch etwas Essen (bei dem besten Italiener bei dem ich jemals was gegessen habe) und sind dann aber auch schon müde ins Bett gefallen.


Mo. 14.12.09 - Einweisung in die Klinik
Punkt 9 Uhr (nein, wie ihr mich kennt natürlich schon früher) gings zur Einweisung. Also alle Dokumente abgeben, Kohle für Telefonkarte auf der Tisch legen, vieles unterschreiben, und einen Berg voll Dokumente auf Station 40 (mein neues Zuhause) mitnehmen.
Eigentlich ging ich davon aus, dass ich gleich mein Zimmer beziehen könnte, aber: falsch gedacht. Auf Station 40 musste ich mein Gepäck in einen Nebenraum stellen, man hat mir wieder einen Berg voll Papier in die Hand gedrückt und mich gleich zu 3 Stationen geschickt. Meine Angehörigen habe ich dann erst mal auf einen Kaffee weggejagt und gesagt dass ich mich irgendwann mal melden werde. Nach röntgen, Blutabnahme, vermessen, tausenden von Fragen beantworten, und div. Vorgesprächen kam ich dann mit noch mehr Papier (gut, dass es eine Mappe gab) zurück auf Station 40 und bekam auch direkt mein Zimmer.
Zimmer 4007/4009 (wobei 4009) mein Bett war) war nun also mein neues Zuhause. Da ich zuerst ankam und das Zimmer noch leer war hab ich mir gleich mal das Bettchen am Fenster gekrallt. Blöd nur, dass nicht die See, sondern ein Containerdorf zu sehen war. Egal. Hauptsache Luft und etwas Freiraum. Man weiß ja nie wen man als Nachbar bekommt.
Kaum eingerichtet kam sie auch schon. Sie heißt Anne, ist 15 Jahre jung (süß, was?) und eine gaaaaanz liebe. Wir haben uns auf anhieb gut verstanden. Für mich ging's nach einem kurzen Essen auch schon wieder zum nächsten Gespräch - dem wichtigsten. Hat zwar nur 10min gedauert, aber von dem ganzen Fachchinesisch hab ich soweiso nicht mehr verstanden als:
- Dauer 2-3h
- Abholung 6:45 Uhr (genau meine Zeit)
- Strecke TH5-Th12
- ggf. erweitern auf TH2-Th12 (wurde vom Doc später aber wiederrufen... zum Glück)

Nach all dem hin und her war ich gegen 16 Uhr dann endlich fertig mit dem ganzen Kram und hab mich den restlichen Tag entspannt auf mein Zimmer verzogen und über mein neues Leben nachgedacht. Ganz ehrlich? Man denkt nicht mehr viel. Man ist nur noch müde und will schlafen. Von Aufregung war bei mir irgendwie keine Spur. Gott hatte es wohl mal gut mit mir gemeint.


Di. 15.12.09 - Der OP Tag
Punkt 5:45 Uhr stand die erste Schwester im Zimmer um mich zu meiner letzten Dusche zu wecken und mich danach schick anzukleiden. OP-Hemdchen, und einnen heißen Netzschlüpfer mit irgend einer Einlage. Wer auch immer sowas erfunden hat: es ist unnötig. Denn, sobald man aus der OP erwacht ist das alles eh weg und man liegt bis auf div. Schläuche die einem raus und rein laufen nur mit dem OP Hemdchen halbtod in einem Raum und kann sowieso nichts steuern.
Von der OP selbst hab ich natürlich nichts mitbekommen, wäre auch schlimm, wenn. Ich weiß nur, dass ich noch recht viel Spaß mit dem Anästhesisten hatte.
Nun gut auf jeden Fall bin ich gegen 13 Uhr das erste mal in einem 4Bett Raum erwacht. Rechts von mir ein Vorhang, links von mir die "Werkbank" der Krankenpfleger. Toller Platz /ironie aus... hier kann man nämlich absolut "keine" Ruhe finden. Ständig trabt jemand um mich rum, öffnet Schubladen, Schränke, rammt an mein Bett usw. und ich liege da und habe im Unterbewußtsein eigentlich nur noch Schmerzen. TOLL
Ich kann mich noch daran erinnern, dass irgendwann gegen 17 Uhr meine Angehörigen mal da waren und ich angeblich unheimlich fit war. Nun ja, angeblich. Ich weiß es nicht mehr.

Mi. 16.12.09 1. Tag post OP
Auf mehrfache Nachfragen durfte ich gegen 11 Uhr endlich auf Station. jippi
Endlich wieder ein schönes 2-Bett Zimmer und "RUHE".
Anne kam irgendwann am Abend wieder auf unser Zimmer. Wir hatten glaube ich den ganzen Tag geschlafen, mit Ausnahmen von den paar Minuten als unsere Angehörigen zu Besuch kamen oder als Jens der Physio kam um mich das erste mal auf die Beine zu stellen.
1. Lehre: Flexibilität bekommt eine ganz neue Bedeutung

Do. 17.12.09 2. Tag post OP
Nach einer langen, schmerzvollen Nacht sind Anne und ich bereits um 4 Uhr vor Schmerzen wach. Als hätten wir nicht schon die halbe Nacht die Schwestern geplagt. Es tat uns ja leid, aber mit Schmerzen ist nicht zu scherzen. Im laufe der Vormittags darf ich bereits das 2. mal aufstehen. Ich schaffe es sogar schon alleine *stolz bin* und kann sogar schon 1x um unsere Station laufen. Natürlich mit Blasenkatheter, Schmerzkatheter und Restblutauffangbehälter. Aber: ich bin gelaufen. Mein Kreislauf lässt mich noch etwas im Stich, aber ich will, ich will aufstehen und laufen. Die Rumliegerei bringt mich sonst noch um. Ich war den ganzen Tag über so fleißig am Aufstehen dass ich sogar den Blasenkatheter losgworden bin. Endlich wieder alleine zur Toilette. Was für eine Wohltat.
Vor 19 Uhr bin ich jedoch schon wieder totmüde ins Bett gefallen. Was soll's?....


Fr. 18.12.09 3. Tag post OP
Ich war wiedermal bereits um 5 Uhr wach. Schmerz sei dank, ich könnte wirklich darauf verzichten. Punkt 7:30 Uhr hatte ich schon mein Telefon in der Hand und einem Kollegen zum Runden B-day ein Ständchen gesungen. So schlecht ging es mir nicht. Eher im Gegenteil, mich plagt so langsam die Langeweile. Bereits vor dem Frühstück wanderte ich energiegeladen (wie man mich kennt) über die Station. Draussen war es noch leicht dunkel und die See war ruhig. Doch, so langsam kann man sich an das neue Leben gewöhnen. Vor allem, da ich heute Früh endlich den Schmerzkatheter sowie den Restblutbehälter raus bekommen hatte. Endlich Schlauchfrei. Ich kann nun also wandern wann, wohin und vor allem soviel.... mein Körper es mir erlaubt. Und ich nutze das natürlich schamlos aus. So oft ich kann stehe ich auf und gehe auf Wanderschaft. Ich fühle mich wirklich gut, so gut, dass ich röntgen gehen (nun ja, sie schieben mich im Bett davon) darf.
Endlich: Ich halte das Ergebnis in den Händen und bin begeistert. Wieviel Restgrad übrig blieb erfahre ich erst nächste Woche. Aber das Bild das mir hier gerade einerseits auf Papier als Röntgenbild und andererseits vor dem Spiegel geboten wird, rührt mich fast zu Tränen. Ich bin gerade, ich habe eine Taille und: ich sehe endlich, abgesehen von meinen Gebirge, "normale" aus. Es ist kaum zu fassen, was für ein Tag.

Sa. 19.12.09 4. Tag post OP
Ich habe, bis auf eine kurze Unterbrechung um 2 Uhr, durchgeschlafen bis 7 Uhr. WOW, es geht also wirklich aufwärts. Die ersten 3 Tage waren teilweise -was die Schmerzen anging - der blanke Horror. Vor allem da man mir 3x am Tag 500ml !!! Antibiose per Infusion (in kurzer Zeit) in der Körper jagte. Mein Magen sowie mein Kreislauf waren darüber natürlich "nicht" erfreut. Aber da muss man nunmal durch.
Heute darf ich das erste mal Duschen. Ich freue mich bereits wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann, als die Schwester endlich zur Wäsche kommt. Man muss dazu sagen, die Tage davor hatte die uns gewaschen. Und sowas macht man nunmal wirklich lieber selbst. Schwester Anna hat mir meine schicken Aufkleber auf dem Rücken mit einem wasserfesten Aufkleber überklebt und dann durfte ich endlich unters Wasser. Wasser marsch!!!!!!
Ich habe versucht mich soweit als möglich ganz alleine zu Duschen und somit zu waschen. Haare waschen - kein Problem, Oberkörper waschen - kein Problem, aber je weiter man gen Boden kommt, umso schwerer wird das alles. Ich kann mich ja nicht mehr bücken. Aber: Ich schaffe es. Zwar nicht so super gründlich mit Schwämchen und co. wie Zuhause, aber ich bin sauber und mit meiner Leistung sichtlich zufrieden. Bis auf die Füßsohlen kann ich mich sogar selbst abtrocknen. WOW
Mit Hairsyling wirds hier wohl nichts, so gerne ich es täte. Aber da sieht mein Kissen nachher nur aus wie sau. So laufe ich eben rum mit am Kopf angeklebten Haaren. Ich erkenne mich zwar kaum wieder, aber:
2. Lehre: Eitelkeit ist hier wirklich fehl am Platz.

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