Mittwoch, 30. Dezember 2009

30.12.09 - 15. Tag post OP

Ich kann es kaum glauben, aber ich war zum ersten mal wieder einkaufen. Zwar nur Lebensmittel, aber - hey - es fühlt sich so toll an.

Aber der Reihe nach:

Die letzten Tage ging es stetig bergauf. Bereits direkt nach dem Aufstehen (zwischen 6 und 8 Uhr) konnte ich mir alleine (Hut ab) die Socken anziehen. Was für ein Erfolgserlebnis, und das schon so früh am Morgen. Die Tage an sich sind leider sehr langweilig. Das Duschen ist echt zum Highlight des Tages geworden.
Am Montag war ich beim Doc, den Faden ziehen. Was für ein Teil. Gut 40cm lang, wie die Wunde eben auch. Hat gar nicht weh getan. Und ich hatte solche Angst davor. Dabei bin ich doch so froh dass dieser Faden endlich weg ist. Die Ärzte hatten mir wohl die Haut am oberen Ende der Wunde (auf TH5) so straff gezogen dass ich meinen Kopf immer extrem nach hinten halten musste. Dieses einengende Gefühl ist nun endlich weg. Auch das Gefühl (im Liegen) immer auf einem Gartenschlauch zu liegen ist besser geworden.
Ich merke wie ich Tag für Tag ein klein wenig beweglicher werde. Diese kleinen Fortschritte tun ungemein gut.

Ich finde jeden Tag mehr gefallen an meinem neuen Rücken und sozusagen auch an meinem neuen Ich. Ich hatte vor meiner OP oft komplexe wegen meiner Figur. Und das, obwohl ich schon immer sehr selbstbewußt war. Jetzt nach der OP und trotz der "Last" die man auf seinem Rücken fühlt, fühlt man sich trotzdem leichter. Zumindest auf der Seele, und das ist echt was Wert.
Ich bin froh diesen Schritt gemacht zu haben, auch wenn ich noch lange Zeit brauchen werde um wieder so fit zu sein wie vor der OP. Aber ich habe einen neuen Weg eingeschlagen. Und bei jedem neuen Weg muss man zu Beginn viele Hürden überwinden bis er leichter zu gehen ist.
Ich habe gerade in den letzten Wochen sehr viel Zuspruch im Forum, durch Freunde, Familie und auch meine Arbeitskollegen erhalten. Und genau dieser Zuspruch hilft mir ungemein mit der ganzen Situation fertig zu werden.

Für Aussenstehende mag es einfach nur eine OP sein, aber für den Betroffenen und auch nahestehende Personen ist es wie ein neues Leben. Es ist nicht einfach, das alles psychisch so leicht weg zu stecken. Aber durch viel darüber sprechen und auch durch das Verständnis der Aussenstehenden findet man sehr viel Kraft um sich jeden Tag besser zu fühlen.
Das mag sich alles sehr melanchonisch anhören, aber ich finde man muss auch über solche Dinge sprechen, nicht nur über physische Schmerzen. Denn die Psyche spielt eine sehr große Rolle.

Und je leichter man an das alles rangeht, umso besser geht es einem.

Ich habe in den letzten Wochen sehr viel gelernt und danke allen die mich auf diesem doch sehr schweren Weg begleitet haben. Ihr seid ein wichtiger Grund meiner (bisher und hoffentlich auch weiterhin) schnellen Genesung.

DANKE

Samstag, 26. Dezember 2009

26.12.09 - 11. Tag post OP

Die Euphorie ist verflogen.

Bereits um 6 Uhr bin ich mal wieder wach. Na toll. Mein Rücken lässt mir einfach keine Ruhe und nach 8h rumliegen habe auch ich genug und quäle mich um 7 Uhr (nach 1h rumwälzen) schmerzverzerrt aus dem Bett und nehme meine Medis. 1h noch, dann sollte die Wirkung einsetzen - Pustekuchen. Meine Medis haben mich heute einfach mal im Stich gelassen. Was für eine Tortour. Die 2. Ration kann ich vor 13 Uhr nicht nehmen. Jetzt weiß ich endlich was die Anderen mit dem "Rucksackgefühl" meinten. Es ist heute auch bei mir angekommen. Und: Ich würde es am liebsten wieder loswerden. Doch nicht genug. Mein linkes Schulterblatt ist dermaßen verspannt, dass mir jede erdenklich mögliche Haltung schmerzhaft erscheint. Ich hasse mein neues Leben.
Welcome Depri-Tag.
Muss denn gleich alles auf einmal sein?

Dank gutem Essen von Mutti und den Mittagsmedis gehts am Nachmittag endlich etwas bergauf. Das Ziehen und Stechen lässt endlich etwas nach. Meine Schulter bleibt weiterhin verspannt und zusätzlich juckt mir mein Rücken dass ich mich, wie Balou der Bär, am liebsten an einem Baum reiben will. Die Heilung setzt also langsam (so wie das juckt, eher schnell) ein.

Ich quäle mich heute nur noch durch den Tag. Ablenkung durch TV (da laufen ja auch immer soooo tolle Sachen *hust*) oder telefonieren finde ich leider auch nicht. Schmerzern lassen sich, im Gegensatz zu vielem Anderen, einfach nicht verdrängen. Am liebsten würde ich heulen, mit den Füßen strampeln und alle grundlos anbrüllen. Aber das würde die Sache auch nicht besser machen, also lasse ich es bleiben.

Vielleicht hätte ich mir doch noch die großen Schmerzmittel wieder holen sollen. Dann würde mir das hier vielleicht erspart bleiben. Aber ich kann ja nicht ewig auf Drogen sein. Zur Aufheiterung chatte ich etwas mit Flo (lag 2 Wochen vor mir unterm Messer) und stelle fest, dass es ihm auch nicht wesentlich besser geht. Geteiltes Leid, halbes Leid.

Auf sein Anraten hin werde ich mir jetzt mal ein Wärmekissen schnappen und mich auf unserem steinharten Sofa nieder legen. Mal sehen, ob das meinen Abend rgendwie retten kann.

Freitag, 25. Dezember 2009

10. Tag post OP

Ich will meine Opioide zurück.

Nachdem mir die Klinik nur noch eine Medikation für die Rückfahrt gestattete und mir dafür einen Brief für den Hausarzt bezüglich weiterer Medikation gegeben hat, stehe ich jetzt (da ja ab dem 24.12. kein Doc mehr offen hat und man sich dann halt ohne Rezept in der Apothekte bedienen lassen muss) ohne meine Hammerschmerzmittel (Opioide) da.
Man soll nicht jammern, aber man merkt schon einen Unterschied ob man voll gepumpt ist mit Drogen oder sich auf "normale" Schmerzmittel begrenzen muss. Der Fortschritt lässt nach und man wird noch langsamer und vorsichtiger. Der Körper schreit nachts um 3 bereits nach Medikamentennachschub und bestraft mich dann bis mind. 8 Uhr mit Schmerzen. Sie sind nicht stark, aber es macht mich verrückt. Ich weiß nicht mehr wie ich im Bett liegen, auf dem Stuhl sitzen oder durch das Haus laufen soll. Alles ist irgendwie unangenehm, die Haut spannt und in meinem Rücken merke ich zusehends meine Implantate. Da wünscht man sich manchmal echt Alu anstatt Titan. Aber: man soll nicht meckern! Ich sollte stattdessen lieber froh sein dass es mir am 10. Tag post OP wesentlich besser geht als Anderen nach 1,5 Monaten post OP.

Meine Waage zeigt inzwischen wieder das gleiche Gewicht an wie vor der OP. Im Spiegel sieht das jedoch mind. 5-10kg leichter aus als vorher. Laut Klinik habe ich es auf eine Maximalgröße von 1,58m geschafft. Komisch, als ich das letzte mal gemessen hatte (das war so 2003 vielleicht) war ich noch 1,57m groß. Aber da die Docs 3cm aus mir raus geholt haben scheine ich die letzten Jahre wohl wirklich geschrumpft zu sein. Nun ja, die 1,60m habe ich (wie erhofft) nicht geschafft. Aber macht nichts. Jemand muss ja die Untergrenze an Körpergröße halten.

Meine neuen Medis (die Selben wie in der Klinik rückt meine KK nicht raus) machen irgendwie müde. Dabei fällt mir das Liegen doch noch so schwer. Hoffe das wird mit dem Ziehen der Fäden am Montag besser.

Inzwischen habe ich auch eingesehen, dass ich mir doch noch mehr helfen lassen muss als mir lieb ist. Mein Körper stößt sonst einfach zu schnell an seine Grenzen und bestraft mich dann wieder mit Schmerzen.
Des Weiteren ist es gar nicht so einfach sein Hirn auf eine andere Körperhaltung zu trainieren. Immer wieder erwische ich mich selbst dabei wie sich mein Körper unterbewußt versucht in die alte Haltung zu drängen. Aber das geht ja nicht, ist ja alles steif. Tut nur weh.

Die Hoffnung, dass ich nach der OP mit mehr Platz im Oberkörper (nunja, halt nicht so gedrängt) mehr essen kann, können wir auch aufgeben. Ich schaffe inzwischen noch weniger, muss dafür aber häufiger was essen. Auch mist.

Ja, alles nicht so leicht.
Ich, für meinen Teil, ziehe mich mal ausgefertig an und gehe dann was Essen.

Gehabt euch wohl

Donnerstag, 24. Dezember 2009

6. Tag post OP - 8. Tag post OP

Hallo zusammen,

ihr werdet es kaum glauben, aber ich bin Zuhause.
8. Tag post OP (23.12.09) und ich bin auf dem Heimweg. Ich kann es selbst kaum glauben.

Nachdem ich mich die letzten 2 Tage in der Klinik eigentlich nur noch gelangweilt habe und wohl nur noch am rumtraben war, hat mich Dr. Faupel dann doch nicht mehr sehen wollen und nach Hause geschickt.

Die Heimfahrt (knapp 7h) haben wir bis auf 2x 5min Pause komplett durchgezogen. Es war sehr angenehm. Ich saß ganz normal im Sitz (Tiguan sei dank vielleicht) und hatte mir lediglich eine Decke zwischen Rücken und Sitz "gestopft".

Jetzt bin ich Zuhause und fühle mich rundum pudelwohl. Meiner Ansicht nach sogar zu gut. Ich bin fit wie vor der OP, bis auf das Gefühl einen Sonnenbrand auf dem Rücken zu haben und das, obwohl man mir ja die Stange des Sonnenschirms dauerhaft auf den Rücken gebunden hat.
Hier an unserem Esstisch gehts mir richtig gut. Die Stühle sind so bequem dass ich eigentlich gar nicht mehr aufstehen will.

Hab ich wirklich ne Wirbelsäulen OP hinter mir?
Wenn ich es nicht zu n+1 % wüßte, dann würde ich es nicht glauben.

Die erste Nacht im eigenen Bett war jedoch nicht so der Bringer. Irgendwie fehlt mir nun doch diese elektrische Verstellbarkeit von Kopf- und Fußteil. Hatte die halbe Nacht das Bedürfnis meine Füße hoch legen zu müssen und meinen Rücken entlasten zu können. Immerhin fällt mir das "Umdrehen" und "auf der Seite liegen" Zuhause etwas leichter. Ist zwar icht bequem, aber man darf nicht kleinlich sein.

Jetzt muss ich nur noch schauen wo ich heute meine Medikation bis 03. Januar 10 her bekomme. Meine 2 Docs haben nämlich leider zu. Und ohne Medis bin ich aktuell noch nicht lebensfähig.

Eigentlich sollte ich, da ich ja jetzt doch zu Weihnachten Zuhause bin, noch ein paar Geschenke einkaufen. Aber ich glaube meine Familie hat ihr Geschenk in Form meiner guten Genesung für dieses Jahr schon erhalten.

Ich wünsche allen von euch ein super schönes Weihnachten.
Ihr hört wieder von mir.

Montag, 21. Dezember 2009

Impressionen

Hallo zusammen,

heute möchte ich euch etwas darüber erzählen, was ich in der letzten Woche hier alles so mitgenommen habe. Nein, ich habe nichts geklaut, ich spreche von Eindrücken.

Heute früh durfe ich (endlich) wieder Duschen. Sowas "darf" man hier nämlich nur alle 2 Tage. Das bin ich nicht gewohnt. Normalwerweise dusche ich jeden Morgen. Ich muss sagen, man ist hier ja schon ziemlich eingeschränkt. Und wenn ich mich so im Spiegel anschaue, dann habe ich ein starkes Bedürfnis nach (mindestens) einer kosmetischen Behandlung. Aber der Reihe nach:
Das Duschen hatte ja am Freitag schon gut geklappt. Aber man muss dazu sagen, dass unterm Wasser stehen und sich Seife rund um den Körper zu schmieren wirklich keine Kunst ist. Viel schwieriger sind Dinge wie:
- Augenbrauen zupfen (geht gar nicht)
- rasieren (möglich, aber ohne Brille und so unbeweglich wie ich nun bin, nur mit ungewollten Mustern)
- Füße (nicht Beine) trocknen (möglich, man muss sich eben neue Techniken überlegen)
- Kontaktlinsen einsetzen bei einer Spiegelentfernung von 60cm (möglich, man muss seinen Kopf halt kennen ;) )
- Mund ausspülen (geht, aber man kann dabei auch ganz leicht einen ganzen Spiegel versauen. Macht spaß. Also auch hier: neue Technik)
- Socken anziehen (möglich, mit neuer Technik und mit Aufstellen des Fußes)

Wie ihr seht sind alltägliche, kleine Dinge nicht mehr so einfach wie vorher. Aber die meisten Dinge klappen nach ein paar Versuchen doch ganz gut. Irgendwie halt....

Bevor ich es vergesse. Das Aufgeben von Dingen die auf dem Boden liegen ist natürlich auch fast! unmöglich. Man kann schon an einer Batterie scheitern. Ohne sich auf den Boden zu knien geht da wirklich nichts.

Natürlich lässt auch die Geschwindigkeit bei "allem" zu wünschen übrig. Man kann, auch wenn man mehr wollte, leider nur noch max. 50% der Geschwindigkeit geben die man vorher gab bzw. geben konnte. In der Ruhe liegt eben doch die Kraft.

Nun denn, ich werde jetzt erst einmal eine Runde durch das Klinikum spazieren. Immerhin ist spazieren nun wohl oder übel zu meinem neuen Hobby geworden.

.... Forsetzung folgt

Sonntag, 20. Dezember 2009

1. Tag pre OP - 5. post OP

Hallo zusammen,

wir schreiben den 5. Tag post OP und ich bin endlich soweit bei Kräften, dass ich mich mal für "kurze" Zeit an mein Netbook setzen kann.

Da ich nicht lange sitzen kann werde ich die letzte Woche mal kurz zusammenfassen:

So. 13.12.09 - Fahrt nach Neustadt /Holstein
Nach 6,5h Autofahrt in einem mehr als voll bepackten und besetzen Auto (meine Eltern waren noch dabei) hatten wir Neustadt erreicht. Nach dem Bezug der FeWo waren wir nur noch etwas Essen (bei dem besten Italiener bei dem ich jemals was gegessen habe) und sind dann aber auch schon müde ins Bett gefallen.


Mo. 14.12.09 - Einweisung in die Klinik
Punkt 9 Uhr (nein, wie ihr mich kennt natürlich schon früher) gings zur Einweisung. Also alle Dokumente abgeben, Kohle für Telefonkarte auf der Tisch legen, vieles unterschreiben, und einen Berg voll Dokumente auf Station 40 (mein neues Zuhause) mitnehmen.
Eigentlich ging ich davon aus, dass ich gleich mein Zimmer beziehen könnte, aber: falsch gedacht. Auf Station 40 musste ich mein Gepäck in einen Nebenraum stellen, man hat mir wieder einen Berg voll Papier in die Hand gedrückt und mich gleich zu 3 Stationen geschickt. Meine Angehörigen habe ich dann erst mal auf einen Kaffee weggejagt und gesagt dass ich mich irgendwann mal melden werde. Nach röntgen, Blutabnahme, vermessen, tausenden von Fragen beantworten, und div. Vorgesprächen kam ich dann mit noch mehr Papier (gut, dass es eine Mappe gab) zurück auf Station 40 und bekam auch direkt mein Zimmer.
Zimmer 4007/4009 (wobei 4009) mein Bett war) war nun also mein neues Zuhause. Da ich zuerst ankam und das Zimmer noch leer war hab ich mir gleich mal das Bettchen am Fenster gekrallt. Blöd nur, dass nicht die See, sondern ein Containerdorf zu sehen war. Egal. Hauptsache Luft und etwas Freiraum. Man weiß ja nie wen man als Nachbar bekommt.
Kaum eingerichtet kam sie auch schon. Sie heißt Anne, ist 15 Jahre jung (süß, was?) und eine gaaaaanz liebe. Wir haben uns auf anhieb gut verstanden. Für mich ging's nach einem kurzen Essen auch schon wieder zum nächsten Gespräch - dem wichtigsten. Hat zwar nur 10min gedauert, aber von dem ganzen Fachchinesisch hab ich soweiso nicht mehr verstanden als:
- Dauer 2-3h
- Abholung 6:45 Uhr (genau meine Zeit)
- Strecke TH5-Th12
- ggf. erweitern auf TH2-Th12 (wurde vom Doc später aber wiederrufen... zum Glück)

Nach all dem hin und her war ich gegen 16 Uhr dann endlich fertig mit dem ganzen Kram und hab mich den restlichen Tag entspannt auf mein Zimmer verzogen und über mein neues Leben nachgedacht. Ganz ehrlich? Man denkt nicht mehr viel. Man ist nur noch müde und will schlafen. Von Aufregung war bei mir irgendwie keine Spur. Gott hatte es wohl mal gut mit mir gemeint.


Di. 15.12.09 - Der OP Tag
Punkt 5:45 Uhr stand die erste Schwester im Zimmer um mich zu meiner letzten Dusche zu wecken und mich danach schick anzukleiden. OP-Hemdchen, und einnen heißen Netzschlüpfer mit irgend einer Einlage. Wer auch immer sowas erfunden hat: es ist unnötig. Denn, sobald man aus der OP erwacht ist das alles eh weg und man liegt bis auf div. Schläuche die einem raus und rein laufen nur mit dem OP Hemdchen halbtod in einem Raum und kann sowieso nichts steuern.
Von der OP selbst hab ich natürlich nichts mitbekommen, wäre auch schlimm, wenn. Ich weiß nur, dass ich noch recht viel Spaß mit dem Anästhesisten hatte.
Nun gut auf jeden Fall bin ich gegen 13 Uhr das erste mal in einem 4Bett Raum erwacht. Rechts von mir ein Vorhang, links von mir die "Werkbank" der Krankenpfleger. Toller Platz /ironie aus... hier kann man nämlich absolut "keine" Ruhe finden. Ständig trabt jemand um mich rum, öffnet Schubladen, Schränke, rammt an mein Bett usw. und ich liege da und habe im Unterbewußtsein eigentlich nur noch Schmerzen. TOLL
Ich kann mich noch daran erinnern, dass irgendwann gegen 17 Uhr meine Angehörigen mal da waren und ich angeblich unheimlich fit war. Nun ja, angeblich. Ich weiß es nicht mehr.

Mi. 16.12.09 1. Tag post OP
Auf mehrfache Nachfragen durfte ich gegen 11 Uhr endlich auf Station. jippi
Endlich wieder ein schönes 2-Bett Zimmer und "RUHE".
Anne kam irgendwann am Abend wieder auf unser Zimmer. Wir hatten glaube ich den ganzen Tag geschlafen, mit Ausnahmen von den paar Minuten als unsere Angehörigen zu Besuch kamen oder als Jens der Physio kam um mich das erste mal auf die Beine zu stellen.
1. Lehre: Flexibilität bekommt eine ganz neue Bedeutung

Do. 17.12.09 2. Tag post OP
Nach einer langen, schmerzvollen Nacht sind Anne und ich bereits um 4 Uhr vor Schmerzen wach. Als hätten wir nicht schon die halbe Nacht die Schwestern geplagt. Es tat uns ja leid, aber mit Schmerzen ist nicht zu scherzen. Im laufe der Vormittags darf ich bereits das 2. mal aufstehen. Ich schaffe es sogar schon alleine *stolz bin* und kann sogar schon 1x um unsere Station laufen. Natürlich mit Blasenkatheter, Schmerzkatheter und Restblutauffangbehälter. Aber: ich bin gelaufen. Mein Kreislauf lässt mich noch etwas im Stich, aber ich will, ich will aufstehen und laufen. Die Rumliegerei bringt mich sonst noch um. Ich war den ganzen Tag über so fleißig am Aufstehen dass ich sogar den Blasenkatheter losgworden bin. Endlich wieder alleine zur Toilette. Was für eine Wohltat.
Vor 19 Uhr bin ich jedoch schon wieder totmüde ins Bett gefallen. Was soll's?....


Fr. 18.12.09 3. Tag post OP
Ich war wiedermal bereits um 5 Uhr wach. Schmerz sei dank, ich könnte wirklich darauf verzichten. Punkt 7:30 Uhr hatte ich schon mein Telefon in der Hand und einem Kollegen zum Runden B-day ein Ständchen gesungen. So schlecht ging es mir nicht. Eher im Gegenteil, mich plagt so langsam die Langeweile. Bereits vor dem Frühstück wanderte ich energiegeladen (wie man mich kennt) über die Station. Draussen war es noch leicht dunkel und die See war ruhig. Doch, so langsam kann man sich an das neue Leben gewöhnen. Vor allem, da ich heute Früh endlich den Schmerzkatheter sowie den Restblutbehälter raus bekommen hatte. Endlich Schlauchfrei. Ich kann nun also wandern wann, wohin und vor allem soviel.... mein Körper es mir erlaubt. Und ich nutze das natürlich schamlos aus. So oft ich kann stehe ich auf und gehe auf Wanderschaft. Ich fühle mich wirklich gut, so gut, dass ich röntgen gehen (nun ja, sie schieben mich im Bett davon) darf.
Endlich: Ich halte das Ergebnis in den Händen und bin begeistert. Wieviel Restgrad übrig blieb erfahre ich erst nächste Woche. Aber das Bild das mir hier gerade einerseits auf Papier als Röntgenbild und andererseits vor dem Spiegel geboten wird, rührt mich fast zu Tränen. Ich bin gerade, ich habe eine Taille und: ich sehe endlich, abgesehen von meinen Gebirge, "normale" aus. Es ist kaum zu fassen, was für ein Tag.

Sa. 19.12.09 4. Tag post OP
Ich habe, bis auf eine kurze Unterbrechung um 2 Uhr, durchgeschlafen bis 7 Uhr. WOW, es geht also wirklich aufwärts. Die ersten 3 Tage waren teilweise -was die Schmerzen anging - der blanke Horror. Vor allem da man mir 3x am Tag 500ml !!! Antibiose per Infusion (in kurzer Zeit) in der Körper jagte. Mein Magen sowie mein Kreislauf waren darüber natürlich "nicht" erfreut. Aber da muss man nunmal durch.
Heute darf ich das erste mal Duschen. Ich freue mich bereits wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann, als die Schwester endlich zur Wäsche kommt. Man muss dazu sagen, die Tage davor hatte die uns gewaschen. Und sowas macht man nunmal wirklich lieber selbst. Schwester Anna hat mir meine schicken Aufkleber auf dem Rücken mit einem wasserfesten Aufkleber überklebt und dann durfte ich endlich unters Wasser. Wasser marsch!!!!!!
Ich habe versucht mich soweit als möglich ganz alleine zu Duschen und somit zu waschen. Haare waschen - kein Problem, Oberkörper waschen - kein Problem, aber je weiter man gen Boden kommt, umso schwerer wird das alles. Ich kann mich ja nicht mehr bücken. Aber: Ich schaffe es. Zwar nicht so super gründlich mit Schwämchen und co. wie Zuhause, aber ich bin sauber und mit meiner Leistung sichtlich zufrieden. Bis auf die Füßsohlen kann ich mich sogar selbst abtrocknen. WOW
Mit Hairsyling wirds hier wohl nichts, so gerne ich es täte. Aber da sieht mein Kissen nachher nur aus wie sau. So laufe ich eben rum mit am Kopf angeklebten Haaren. Ich erkenne mich zwar kaum wieder, aber:
2. Lehre: Eitelkeit ist hier wirklich fehl am Platz.

Samstag, 12. Dezember 2009

Ich packe meine Tasche und nehme mit....

Der Samstag ist fast um, meine Tasche ist (fast) gepackt, meine Nerven liegen blank (zu viel Orga im Vorfeld) und eigentlich bin ich total übermüdet. Aber schlafen kann ich schließlich die nächsten 2 Wochen noch.

Ich muss zugeben (Eigenlob stinkt), ich bin richtig stolz auf mich. Nach einer langen Nacht (Weihnachtsfeier der Firma), natürlich ohne Alkohol, bin ich nach nur ca. 4h Schlaf wirklich um 07:30 Uhr aufgestanden.
Nach einer schnellen Dusche gings ohne Frühstück (bin ich denn wahnsinnig?) direkt in die Stadt. Immerhin fehlten mir noch immer ein paar Weihnachtsgeschenke und zum Frisör wollte ich ja auch noch.
Gegen Mittag hatte ich nicht nur ein halbes Vermögen in div. Läden für Geschenke, sondern auch bestimmt 10kg Haare, gelassen. Irgendwie kalt heute und hungrig war ich so langsam auch. Wen wunderts?!

Unterwegs schnell was essen (Boah bin ich wieder gesund) und dann ab nach Hause und meine to-do-Liste weiter abarbeiten. Aber so einfach ist das gar nicht. Denn mitten im Wohnzimmer residiert ein riesiger Kleiderständer. Ja, trocknen muss heute mal schnell gehen, im Keller ist es schließlich zu kalt und wir haben ja keine Zeit. Also: schnell einen Überblick verschaffen und weiter gehts.

Da mein Auto für die nächsten Monate nicht bewegt werden wird, gönne ich dem Kleinen noch eine Dusche in der Waschstrasse und parke ihn in der warmen Garage meiner Schwiegereltern. Nett, oder?

Endlich gönne ich mir mal 1h nur für mich und mein Wohlbefinden. Meine letzte heiße Wanne für die nächsten Monate, und das an solch einem Tag. Was für eine Wohltat. Da will man gar nicht mehr raus. Aber: was muss, das muss. Immerhin befindet sich noch mein halber Kleiderschrank im Wohnzimmer, meine Tasche ist immernoch leer und draussen dämmert es bereits.

Meine Motivation sinkt inzwischen ins bodenlose. Aber man soll und darf sich ja nicht hängen lassen. Also hoch den Arsch und auf gehts gen Zielgerade des Tages: Tasche packen.

Ich packe meine Tasche und nehme mit:
...lauter Dinge die ich eigentlich nicht mag (Jogging- und Hausanzüge, weite und schlabbrige Shirts, und natürlich 0815 KH Wäsche). Wir werden nie Freunde werden.
Meine Video- sowie Digicam sollte ich auch nicht vergessen. Man muss ja jeden noch so kleinen Fortschritt festhalten. Ich glaube ich werde mich für diese Idee noch verfluchen - was solls.

Nunja, morgen früh um 9 Uhr geht die Reise los. Abends noch die letzte feine Mahlzeit in irgend einem Norddeutschen Restaurant (Kein Fisch bitte!) und am MontagFrüh gehts dann ab in die Klinik.

[12.12.2009 18:54]


..... Fortsetzung folgt



[12.12.2009 21:25]

Ich habe fertig

Montag, 7. Dezember 2009

Die Zeit läuft

Noch 1 Woche und mein Leben wird eine drastische
Wendung erleben. Aus 1,57m mach mindestens 1,60m. Man
muss es ja positiv sehen.

Nochimmer stecke ich mitten im Berg von Dokumenten die
ich ausfüllen, verschicken, beantragen, bestätigen usw.
muss. Was da alles so mit dran hängt. Immerhin spielt
meine KK bisher bei allem mit. Toi, toi, toi.

Mein Netbook ist gefüllt mit sämtlicher Art von
Unterhaltung. Schließlich muss man sich ja irgendwie
die schmerzvollen Nächte um die Ohren schlagen.
Unterkunft & Flüge für Angehörige sind ebenfalls
gebucht.
Aber was benötige ich eigentlich alles?

"Bequeme Kleidung" die man locker & leicht
an- aus- und umziehen kann. Ich werde mich wohl vorerst
von meinen geliebten Klamotten verabschieden und mich
mit sämtlichen Jogginganzügen die sind finden lassen,
anfreunden müssen. Schuhe mit
"Kletteverschluss" hat man mir ebenfalls
geraten. Wer trägt sowas denn noch?

Nunja, noch hab ich ein "bischen" Zeit. Aber
die Uhr tickt immer lauter.

Eigentlich wollte ich noch so viele Dinge tun die ich
danach entweder für lange Zeit, oder nie wieder tun
kann. Einiges habe ich geschafft, vieles jedoch nicht
mehr. Wir werden sehen wie sich das alles entwickelt.

In 6 Tagen muss ich mich auf die Reise begeben.
Ich hab noch 0 Weihnachtsgeschenkt besorgt, geschweige
denn mir überhaupt Gedanken darüber gemacht. Ich habe
dieses Jahr schlichtweg keinen Kopf dafür.
Einen Tannenbaum wollte ich vorsorglich auch noch
kaufen gehen. Auch wenn ich Weihnachten selbst in der
Klinik verbringen muss. Ich hoffe ich kann bis dahin
wieder feste Nahrung zu mir nehmen und es gibt auch was
dem Anlass entsprechend Feines.

Nun denn, meine vorerst letzte "normale
Woche" steht vor der Tür. Also auf ins
Getümmel und nochmal richtig Party machen....